MEADS ersetzt die Flugabwehr-Troika

Die Zukunft der taktischen Luftverteidigung heißt MEADS (Medium Range Extended Air Defence System) – eine Zusammenarbeit von Deutschland, Italien und den USA. Es soll die Parameter von PATRIOT, HAWK und Roland zugleich abdecken. Nicht nur konventionelle Bedrohungen wie Kampfflugzeuge und -hubschrauber können bekämpft werden, sondern auch Marschflugkörper ( Cruise Missiles) und Taktische Ballistische Raketen (Tactical Ballistic Missiles). Das System soll über eine Einsatzmöglichkeit bis zu einer Höhe von 30 Kilometer verfügen. Außerdem kann MEADS mit dem neuen Airbus A 400M verlegt werden. Besonders wichtig für Einsätze im NATO-Rahmen ist die Möglichkeit zur Vernetzbarkeit des MEADS mit dem multinationalen Informations- und Datenverbund.
Bis zur Auslieferung der ersten Einheiten an die Luftwaffe wird allerdings nicht vor 2015 gerechnet.


Weitere Links zu MEADS auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Medium_Extended_Air_Defense_System

Update 2011 - MEADS am Ende

Quelle: Tagesschau - Online
Stand: 16.02.2011

Rüstungsprojekt Meads wird begraben

Nun zieht auch Deutschland die Notbremse: Nach dem angekündigten Ausstieg der USA aus dem Raketenabwehrsystem Meads rückt auch Deutschland von dem milliardenschweren Rüstungsprojekt ab. Das geht aus einem Schreiben von Verteidigungsstaatssekretär Walther Otremba an den Verteidigungs- und den Haushaltsausschuss des Bundestages hervor, das mehreren Nachrichtenagenturen vorliegt.

2013 ist Schluss

Darin heißt es, nach dem Abschluss der Entwicklungsphase werde "eine Realisierung beziehungsweise Beschaffung von Meads selbst derzeit absehbar nicht mehr erfolgen". Das Entwicklungsprogramm sollte nach einer Vereinbarung der an Meads beteiligten Staaten USA, Deutschland und Italien 2013 beendet sein. An einer erweiterten Entwicklungsphase nach 2013 wäre Deutschland mit rund 246 Millionen Euro beteiligt gewesen. Das entfalle nun, heißt es in dem Papier.
[Bildunterschrift: Sollte durch Meads abgelöst werden: Das "Patriot"-Flugabwehrsystem ]
In dem Schreiben Otrembas heißt es, die zwischen den Programmnationen vereinbarten Entwicklungsziele für Meads seien "nunmehr nicht mehr vollumfänglich erreichbar". Das Verteidigungsministerium werde nun sicherstellen, dass die bisherigen Entwicklungsergebnisse für deutsche Folgeaktivitäten im Bereich Luftverteidigung und Flugabwehr genutzt werden könnten.

Drei-Nationen-Projekt

Meads soll besonders vor Kurzstreckenraketen und Drohnen schützen und zumindest zum Teil das alternde Patriot-System ablösen. Die Auslieferung war für 2018 geplant. Deutschland ist bislang an dem Projekt mit 25,2 Prozent, die USA mit 58,1 Prozent und Italien mit 16,7 Prozent beteiligt. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers umfasst der bislang vertraglich vereinbarte deutsche Anteil an den Entwicklungskosten rund 1,25 Milliarden Euro.
Bis Jahresende soll laut Verteidigungsministerium eine Alternative zur künftigen Luftverteidigung und Flugkörperabwehr erarbeitet werden. Dabei werde sich Deutschland mit dem dritten Meads-Partner Italien abstimmen. Die Grünen forderten indes den Verzicht auf ein neues Raketenabwehrsystem. "Ich hoffe, dass die Bundeswehr Meads jetzt als Sparbeitrag nutzt und nicht versucht, mit einem Nachfolgesystem dem gescheiterten Projekt neue Millionen hinterherzuwerfen", sagte der Grünen-Haushaltsexperte Alexander Bonde.

Weitere alte Artikel:
21.07.2009

"MEADS"
Transatlantisches Rüstungsprojekt steht auf der Kippe
"Meads" macht Probleme: Die Entwicklung des umstrittenen Waffensystems zur Abwehr von Raketen verzögert sich - und wird teurer. Das Verteidigungsministerium erwägt nun, das Rüstungsprojekt komplett zu streichen.
Das transatlantische Rüstungsvorhaben mit dem englischen Titel "Medium Extended Air Defense System" (Kurz: Meads) ähnele einer Katze. "Katzen haben bekanntlich sieben Leben", sagte Wolf mit spöttischem Lächeln: "Meads lebt gerade das siebte." Im Klartext sollte das heißen: Das Gemeinschaftsprojekt mit den USA und Italien lebt womöglich nicht mehr lange.
Auf Deutsch heißt "Meads" so viel wie Mittleres System zur erweiterten Luftverteidigung. "Erweitert" deshalb, weil die Waffe nicht nur bemannte und unbemannte Flugzeuge unschädlich machen soll, sondern auch und vor allem ballistische Raketen mit einer Reichweite von bis zu tausend Kilometern.
Im Bundestag ist das System schon seit den neunziger Jahren heftig umstritten, denn sein Nutzen ist zweifelhaft. Für die Heimatverteidigung werden die Fähigkeiten von Meads eher nicht gebraucht. Im Umkreis von 1000 Kilometern existiert kein Staat, der mit Raketen auf Hamburg oder München schießen würde. Gegen Terroristen, die mit einem gekaperten Flieger ein Kernkraftwerk ansteuern, will Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) Abfangjäger einsetzen.
Als Aufgabe für "Meads" bleibt so nur der Schutz von Interventionstruppen in aller Welt - was das Projekt vor allem den Grünen suspekt macht, auch vielen Sozialdemokraten, der Partei die Linke sowieso. Der damalige SPD-Verteidigungsminister Peter Struck hatte daher im Jahr 2005 alle Mühe, "Meads" in der rot-grünen Koalition durchzuboxen.
Eigentlich sollte das militärische Multitalent 2005 schon einsatzbereit sein. Das war jedenfalls der "sportliche Zeitplan", den 1995 der damalige Rüstungsstaatssekretär Jörg Schönbohm (CDU) verkündete, als nach acht Jahren Vorarbeit eine erste Regierungsvereinbarung unterzeichnet wurde.
Allerdings traten seither immer wieder Verzögerungen auf. Mehrmals stand "Meads" kurz vor dem Aus, daher Wolfs Hinweis auf die sieben Leben einer Mieze.Mal fehlte den Amerikanern, Italienern oder den Deutschen Geld, mal verweigerten die USA Einblick in ihre Technologie, noch öfter nervten technische Probleme. Als vor vier Jahren endlich der förmliche Entwicklungsauftrag an ein Firmenkonsortium unter Beteiligung des europäischen Rüstungsriesen EADS ging, verbreitete das Wehrressort zuversichtlich, ab 2014 werde das Abwehrsystem bei der Deutschen Luftwaffe eingeführt.
Kurz vor der Sommerpause des Bundestags trafen jedoch neue Hiobsbotschaften ein: Der Antwort auf eine FDP-Anfrage zufolge wird sich das Programm abermals verzögern und verteuern. Weitere 18 Monate Verzug seien nun zu erwarten, mindestens. "Nach ersten Grobschätzungen" müsse der deutsche Beitrag, der einem Viertel der Entwicklungskosten entspricht, um mindestens 246 Millionen Euro steigen - auf nunmehr etwa 1,246 Milliarden Euro.

Weitere 2,85 Milliarden Euro würden laut bisherigem Plan fällig, um die ersten zwölf "Meads"-Systeme für die Bundeswehr zu beschaffen. "Eine Zahl", lästert der Rüstungs- und Haushaltexperte Alexander Bonde von inzwischen oppositionellen Grünen, "die wohl nur noch das Verteidigungsministerium glaubt." Externe Fachleute schätzen die Kosten auf mehr als das Doppelte.
Sehr zum Verdruss des Wehrressorts strebt die U.S. Army obendrein danach, das letzte noch verbliebene transatlantische Kooperationsvorhaben in ein US-geführtes Programm umzuwandeln. Auch das gemeinsame Feuerleitsystem soll durch ein rein amerikanisches ersetzt werden - in dessen Computer-Software die Partner wohl keinen Einblick mehr bekämen.

Die USA hätten offenbar kein Interesse mehr an der Kooperation, schimpft die FDP-Wehrexpertin Elke Hoff. Auch weil "Meads" für die "wahrscheinlichen Einsätze der Bundeswehr nicht geeignet" sei, solle das Ministerium "die Notbremse ziehen" und das Geld lieber "für dringend im Einsatz benötigte Ausrüstung ausgeben".

Tatsächlich denkt das Wehrressort über einen möglichen Ausstieg nach, wie Staatssekretär Wolf den Abgeordneten andeutete. Nach Gesprächen in Washington hoffe er zwar noch, dass US-Verteidigungsminister Robert Gates sich gegen die U.S. Army wenden und bald deren Europa-feindlichen Kurs korrigieren werde. Anderenfalls drohten für "Meads" fatale Folgen. Wolf: "Dann ist die Katze tot."

FLUGABWEHR

Warnung ans Pentagon

In einem Brandbrief an seinen US-Kollegen Robert Gates hat Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) vor dem Scheitern des transatlantischen Prestigeprojekts "Meads" gewarnt. Das Waffensystem zur Abwehr von Fluggerät und ballistischen Raketen steht kurz vor dem Aus. Der Grund: Es verteuert und verspätet sich erneut. Ferner will die U. S. Army die Gemeinschaftsentwicklung Deutschlands, Italiens und der USA in ein amerikanisch geführtes Programm umwandeln. Sie will zudem rein amerikanische Computer-Software verwenden, in die Europäer wohl keinen Einblick hätten. In seinem Brief verwahrt sich Jung gegen diese Absichten. Die "gemeinsamen Programmziele" dürften "nicht beeinträchtigt werden". Meads müsse ein "eigenständiges System" bleiben. Die 1995 verabredete Waffe sollte bereits 2005 einsatzbereit sein. Deutschland ist mit 25 Prozent an den Entwicklungskosten beteiligt und soll nach jüngstem Stand rund 1,25 Milliarden Euro aufbringen. Weitere Milliarden sind für die Beschaffung von zunächst zwölf Systemen nötig, die etwa 2015 beginnen sollte. Für den Fall, dass Gates die U. S. Army nicht zum Einlenken zwingt, erwägt das Berliner Wehrressort den Ausstieg aus dem Projekt, das im Bundestag umstritten ist.



21.07.2009

"Meads"

Transatlantisches Rüstungsprojekt steht auf der Kippe

Von Alexander Szandar
"Meads" macht Probleme: Die Entwicklung des umstrittenen Waffensystems zur Abwehr von Raketen verzögert sich - und wird teurer. Das Verteidigungsministerium erwägt nun, das Rüstungsprojekt komplett zu streichen.
Berlin - Rüstungsstaatssekretär Rüdiger Wolf, 57, würzt seine Vorträge gern mit einer Prise Humor. Abgeordnete aus dem Verteidigungsausschuss des Bundestags verwunderte deshalb nicht, dass der Beamte kürzlich ein umstrittenes und höchst kostspieliges Waffensystem zur Abwehr von Raketen und Flugzeugen mit einem kuscheligen Haustier verglich.

Das transatlantische Rüstungsvorhaben mit dem englischen Titel "Medium Extended Air Defense System" (Kurz: Meads) ähnele einer Katze. "Katzen haben bekanntlich sieben Leben", sagte Wolf mit spöttischem Lächeln: "Meads lebt gerade das siebte." Im Klartext sollte das heißen: Das Gemeinschaftsprojekt mit den USA und Italien lebt womöglich nicht mehr lange.
Auf Deutsch heißt "Meads" so viel wie Mittleres System zur erweiterten Luftverteidigung. "Erweitert" deshalb, weil die Waffe nicht nur bemannte und unbemannte Flugzeuge unschädlich machen soll, sondern auch und vor allem ballistische Raketen mit einer Reichweite von bis zu tausend Kilometern.
Im Bundestag ist das System schon seit den neunziger Jahren heftig umstritten, denn sein Nutzen ist zweifelhaft. Für die Heimatverteidigung werden die Fähigkeiten von Meads eher nicht gebraucht. Im Umkreis von 1000 Kilometern existiert kein Staat, der mit Raketen auf Hamburg oder München schießen würde. Gegen Terroristen, die mit einem gekaperten Flieger ein Kernkraftwerk ansteuern, will Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) Abfangjäger einsetzen.
Als Aufgabe für "Meads" bleibt so nur der Schutz von Interventionstruppen in aller Welt - was das Projekt vor allem den Grünen suspekt macht, auch vielen Sozialdemokraten, der Partei die Linke sowieso. Der damalige SPD-Verteidigungsminister Peter Struck hatte daher im Jahr 2005 alle Mühe, "Meads" in der rot-grünen Koalition durchzuboxen.
Eigentlich sollte das militärische Multitalent 2005 schon einsatzbereit sein. Das war jedenfalls der "sportliche Zeitplan", den 1995 der damalige Rüstungsstaatssekretär Jörg Schönbohm (CDU) verkündete, als nach acht Jahren Vorarbeit eine erste Regierungsvereinbarung unterzeichnet wurde.
Allerdings traten seither immer wieder Verzögerungen auf. Mehrmals stand "Meads" kurz vor dem Aus, daher Wolfs Hinweis auf die sieben Leben einer Mieze.
Mal fehlte den Amerikanern, Italienern oder den Deutschen Geld, mal verweigerten die USA Einblick in ihre Technologie, noch öfter nervten technische Probleme. Als vor vier Jahren endlich der förmliche Entwicklungsauftrag an ein Firmenkonsortium unter Beteiligung des europäischen Rüstungsriesen EADS ging, verbreitete das Wehrressort zuversichtlich, ab 2014 werde das Abwehrsystem bei der Deutschen Luftwaffe eingeführt.
Kurz vor der Sommerpause des Bundestags trafen jedoch neue Hiobsbotschaften ein: Der Antwort auf eine FDP-Anfrage zufolge wird sich das Programm abermals verzögern und verteuern. Weitere 18 Monate Verzug seien nun zu erwarten, mindestens. "Nach ersten Grobschätzungen" müsse der deutsche Beitrag, der einem Viertel der Entwicklungskosten entspricht, um mindestens 246 Millionen Euro steigen - auf nunmehr etwa 1,246 Milliarden Euro.
Weitere 2,85 Milliarden Euro würden laut bisherigem Plan fällig, um die ersten zwölf "Meads"-Systeme für die Bundeswehr zu beschaffen. "Eine Zahl", lästert der Rüstungs- und Haushaltexperte Alexander Bonde von inzwischen oppositionellen Grünen, "die wohl nur noch das Verteidigungsministerium glaubt." Externe Fachleute schätzen die Kosten auf mehr als das Doppelte.
Sehr zum Verdruss des Wehrressorts strebt die U.S. Army obendrein danach, das letzte noch verbliebene transatlantische Kooperationsvorhaben in ein US-geführtes Programm umzuwandeln. Auch das gemeinsame Feuerleitsystem soll durch ein rein amerikanisches ersetzt werden - in dessen Computer-Software die Partner wohl keinen Einblick mehr bekämen.
Die USA hätten offenbar kein Interesse mehr an der Kooperation, schimpft die FDP-Wehrexpertin Elke Hoff. Auch weil "Meads" für die "wahrscheinlichen Einsätze der Bundeswehr nicht geeignet" sei, solle das Ministerium "die Notbremse ziehen" und das Geld lieber "für dringend im Einsatz benötigte Ausrüstung ausgeben".
Tatsächlich denkt das Wehrressort über einen möglichen Ausstieg nach, wie Staatssekretär Wolf den Abgeordneten andeutete. Nach Gesprächen in Washington hoffe er zwar noch, dass US-Verteidigungsminister Robert Gates sich gegen die U.S. Army wenden und bald deren Europa-feindlichen Kurs korrigieren werde. Anderenfalls drohten für "Meads" fatale Folgen. Wolf: "Dann ist die Katze tot."